Heute wachte ich um 2 Uhr mit Kopfschmerzen auf. Am Abend konnte ich schon schlecht einschlafen, da ich vom Ashram viel zu aufgeladen war. Ich stand dann um 7 Uhr auf. Lakshmi schrieb mir, dass sie verkühlt ist und Migräne hat und dass heute ein besonderer Tag ist, der in der Waldorf Schule gefeiert wird. Es handelt sich um die Grundsteinlegung für die neue Schule. Ich setzte mich hin und machte meine Morgengebete. Danach war mein Kopf viel freier.

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Spontan fiel mir ein, dass ich Vormittag auf den Arunachala gehe. Ich schrieb Elumalai, dass er alle Vereinbarungen absagen soll. Ich wollte eigentlich am Abend zu Amma gehen. Carol, der Masseur, sagte mir, dass sie am Nachmittag die persönlichen Umarmungen hat, am Abend einen Vortrag für die Öffentlichkeit hält. Das reizte mich nicht besonders.
So machte ich mich langsam fertig, wusch noch die Wäsche und hängte sie draußen auf. Dann ging ich zum Frühstück und danach wollte ich auf den Arunachala losziehen. Als ich in der Nähe des Hotels war, merkte ich, dass ich eigentlich müde bin. Eine ¾ Stunde sind drin, dachte ich. Das war die beste Entscheidung. Ich fühlte mich danach richtig frisch. Jetzt zog ich los. Es war schon fast 10. Mehr Leute, die von oben kamen, kamen mir entgegen, als die, die mit mir los zogen.

Die Bettler: Ich überlegte mir was ich tun soll. Spontan gab ich einem 200 Rupien und dachte mir; das ist symbolisch für alle anderen. Ich ließ mich im Herzen nicht berühren.

Der Weg zieht sich nach oben. Die Sonne ist heiß. Zum Glück gibt es genug Bäume, dass immer wieder lange schattige Wege sind. Die Äffchen hatten gewisse Plätze, an denen sie sich immer ansammeln. Der Pilger geht auf großen Steinen. Ich habe mich dem entgegenkommenden Pilgerstrom angepasst. Einmal ging ich links, ein anderes Mal rechts an allen vorbei. Es gab überall Wasserflaschen zu kaufen und selbstgeschnitzte Figuren. Manche Mutter hatte ich, schwer beladen mit Getränken überholt. Ihre kleinen Kinder mussten mithelfen. Sie schleppten was sie gerade noch tragen konnten.

Dann kam ich zu einem Felsen, der einen guten Überblick von oben auf Tiruvannamalai macht. Vor allem der große Tempel zeigt sich in seiner ganzen Größe. Und endlich war ich dort angelangt, wo die Mutter von Ramana gewohnt hat. Die weibliche Energie war gut zu spüren. Bewunderungswürdig war es für mich, dass Ramana für sie sorgte. Dieses losgelöste Bewusstsein von unserer Welt hat doch seine Verbindung ins Jetzt aufrechterhalten. Er hat ja erlebt, dass die Liebe mit dem Körper nicht stirbt. Sie ist ein Teil des Höheren Selbst. Ich war schon ein bisschen müde. Deshalb ging ich weiter zur Höhle. Der Weg führt jetzt wieder ziemlich nach unten.

Wenn man aus dem Tageslicht in die Höhle kommt, sieht man zuerst gar nichts. Dahintastend bin langsam eingedrungen, bis eine helfende Hand mich zu einer Mauer gezogen hat. Im Dämmerlicht sah ich, dass ich hier richtig war. Zum Glück waren noch wenige Leute in der Höhle. Ich setzte mich auf die Mauer und begann mitzuschwingen. Mein Herzzentrum war total lebendig. Langsam nahm ich die Energie wahr, die bisher von Hinten gekommen ist, ich würde sagen aus dem Unbewussten. Jetzt war sie überall. In der Höhle war es heiß und feucht. Viele verließen sie gleich wieder. Mein Leibchen war schweißnass. Ich hatte viel Freude in mir zu ruhen. Nach einiger Zeit merkte ich, dass die Energie weniger wurde und ein zartes, innerliches Licht zu bemerken war. Es war auch überall. Die Hitze war nicht mehr zu spüren. Da dachte ich mir: Unser Höheres Selbst führt unsere Wege. Verankerung im Selbst lässt uns das Leben leben, wie es aus dem Inneren quillt. Das „Wer bin ich“ des Ramana stellt die Frage an das Große Ich, das Höhere Selbst. Dort erkenne ich mich. Von hinten wollten zwei nach vor. Die Störung nahm mich heraus aus der inneren Verbindung. So beschloss ich auch zu gehen. Die Verbindung ist jedoch nicht verloren gegangen. Auch mein Herzzentrum blieb voll lebendig.

Ich war jetzt stärker und munterer. So ging ich zurück und kam zum Mutterzentrum. Alle zwei Räume waren voll besetzt. Mit dem größeren konnte ich besser mitschwingen. Jetzt gehe ich hinunter, dachte ich mir. Da sprach mich ein junger Mann an und bat um Hilfe, finanziell natürlich. Zuerst winkte ich ab, sah dann aber, dass es einer von Ramanas Team ist. Wofür er Geld braucht, fragte ich. Hier ist so viel zu reinigen, sagte er mir. Sie können die Leute dafür nicht bezahlen. Das leuchtete mir ein. Ich gab ihm 500. Er bedankte sich ganz überschwänglich und umarmte mich. Ich ging weiter und hörte Jemanden hinter mir rufen. Als ich mich umdrehte sah ich, dass es der Mann war. Er kam zu mir und gab mir einen Quarzstein, der ganz oben von der Spitze des Arunachala stammt. Dann umarmten wir uns wieder ganz lieb. Ich ging weiter. Wieder kam er zu mir und gab mir seinen Stecken, den er in der Hand hatte. Ich war voller Liebe und Licht. Ich dachte, dass er ihn braucht und wollte ihn nicht nehmen. Er gab nicht nach. Ich verabschiedete mich und ging weiter. Auf einmal fiel mir ein, dass ich ihm noch 500 geben könnte. Ich rief ihn. Er fiel mir noch einmal um den Hals. Er möchte mir sein Bild schicken, sagte er und bat um meine österreichische TelNr. Auch diese Sache erledigten wir und verabschiedeten uns endgültig. Jetzt hatte ich einen Wanderstock. Der Stock des Weisen, der den geistig Wandernden durch das Leben führt. Dieser Tag ist etwas Besonderes.

Ich ging ins Hotel und legte mich kurz hin. Um 3 wanderte ich zum Lunch. Am Weg traf ich wieder die Ketten Verkäuferin mit ihren Kindern. Sie wollte mich einladen. Ich winkte ab und sagte später. Im Restaurant war alles voll besetzt. Einen Platz fand ich neben einer Russin. Ich konnte mich nicht mit ihr unterhalten, da sie nicht Englisch sprach. Heute aß ich indisch, Nudeln mit Gemüse. Da die Russin immer wieder ihr Geld zählte fragte ich sie ob ich sie zum Essen einladen kann. Wir deuteten natürlich. Sie gab mir zu verstehen, dass sie satt ist. Machte ein Kreuz mit den Fingern vor ihrem Mund. Dann fragte ich sie ob sie bei Ramana war. Den kannte sie nicht. Sie geht zu Amma, sagte sie. Das brachte mich zum Erstaunen. Später telefonierte sie mit einer Freundin und ging.

Um 6 war ich noch einmal im Ashram. Obwohl dort viele Besucher waren, war die Nische frei. Jetzt war ich aufgenommen, ich bekam diese Plätze, die ich für die Meditation brauchte. Ich meditierte, dann ging ich zu Ramana, getraute mich ein Foto zu machen. Im großen Raum wurde gesungen, angenehm und sanft. Ich schloss mich dem Pilgerstrom an. Noch einmal besuchte ich die Schreine.
Am Weg zum Hotel kam ich bei der Kettenfrau vorbei. Sie ladete mich auf einen Zitronenmelisse Tee ein. Ich musste mich hinsetzten. Neben mir spielte die ältere Tochter auf dem Handy. Immer wieder schaute sie zu mir ob ich wohl zuschaute. Ob es mir gefällt, fragte sie. Ich versuchte ihr klar zu machen, dass ich mich nicht auskenne mit diesem Spiel und die Sprache nicht verstehe. Der Tee war köstlich. Als die Frau hörte, dass ich morgen weg fahre war sie traurig. Sie sagte, dass sie sich immer gefreut hatte, wenn ich vorbeikam. Ich sagte ihr, dass ich sie im Herzen behalten werde.

3 Responses

  1. Hans, falls es Dich interessiert,
    bezüglich der häufig missverstandenen Ramana-Frage “Wer bin ich ?” lese ich gerade in einem Artikel eines mir bekannten englischen Interpreten:
    “What we need to investigate is not the act of witnessing but the witness itself. That is, we need to investigate what is perceiving all this, not what is the act of perceiving all this. So long as we are in any way involved in the act of perceiving anything other than ourself, we are not investigating ourself, or at least not investigating ourself keenly enough. To investigate ourself, we need to separate ourself, the perceiver, from the act of perceiving, because only when we attend to ourself so keenly that we cease perceiving anything else will we be aware of ourself as we actually are.”

  2. Als Ramanas Mutter Alagamal im Mai 1922 im Skandashram starb legte Ramana seine linke Hand auf ihre Stirn und seine rechte Hand auf ihre Brust. Nach Ramanas Erklärung verhalf er ihr damit zur großen Einsicht (Maha Samadhi – absorption in the self) im Zeitpunkt des Todes.
    (“The prana was absorbed in the heart and the soul was at last disrobed of the subtle sheaths before it reached the final destination, the supreme peace of liberation from which there is no return to ignorance”)

  3. Ah, Du warst im Skandashram. Dort hättest Du direkt auf einem etwas steilen Stufenweg zur Virupaksha Cave (Richtung Arunachaleshwara Temple) absteigen können, wo Ramana etwa bis 1916 lebte. Virupaksha war ein Weiser der ca. im 17.Jahrhundert in dieser Höhle lebte. Er löster seinen Körper in Asche auf, die noch heute in der Höhle inter einem Tuch aufbewahrt ist. Etwas weiter unten ist dann noch der interessante Guhai Namasivaya Temple. Guhai Namasisaya war einer der berühmtesten Arunachala Saints und ein Zeitgenosse Virupakshas.

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