Die erste Nacht im Hotel brachte mir Kopfspannungen. Die Zugluft von der Klimaanlage war zu ungewohnt für mich. Sie haben hier eine warme Bettdecke die für 20 Grad geeignet ist. Wenn es wärmer ist im Zimmer schwitzt man mit dieser Decke.
Heute Vormittag hatte ich vor, einen Lakshmi Tempel zu besuchen. In Google Maps sah ich, dass er ca.2 km weit weg ist. Ich schaute mir die Straßenkarte an und ging los. Wieder das schon gut bekannte Hupkonzert und die Menschen auf der Straße. Hier gibt es kaum Weiße. Die Jugend ist sehr neugierig. Als ich bei einer Schule vorbeikam sind mir einige nachgelaufen. Ich blieb stehen. Sie wollten mir alle in die Augen sehen. Auch Mädchen. Dann lachten sie und ließen mich wieder weiter gehen. Schon ein bisschen müde erreichte ich den ungefähren Ort. Ich suchte in Google Maps meinen Standort. Es war ein Tempel zu sehen. Ich fragte die Leute. Keiner konnte mir Auskunft geben. Die Menschen hier grüßen nicht von selber. Wenn man sie anschaut lächeln sie. Sie sind alle sehr freundlich. Ich suchte den Tempel eigenständig. Da blieb ein Rollerfahrer stehen. Ein Herr in den 50ern. Nachdem er mich gefragt hatte wo ich herkomme, mit Austria und Europa konnte er nichts anfangen, so blieben wir bei Australia. Den Tempel kannte er auch nicht. Am Roller war die Suche für mich leichter. Ich vermutete einen Palmenhain. Durch alle Gassen fuhren wir. Er fragte über 10 Personen, jeder war ratlos. Frauen wollte er nicht fragen. Ich konnte es nicht, da hier wenige Englisch verstehen. Ich bat ihn dann, mich absteigen zu lassen. Er wollte mich zu alkoholischen Getränken einladen. Ich lehnte es ab und bat ihn, dass er endlich stehen bleibt. Nach einer Umarmung kam ich frei. Noch war ein langer Heimweg vor mir und brütende Hitze bei 90 % Luftfeuchtigkeit. Die Göttin zu suchen habe ich jetzt aufgegeben.
Zu Mittag aß ich etwas Obst, Äpfel, Weintrauben, Mandarinen. Um 5 habe ich mich wieder auf den Weg gemacht. Jetzt wollte ich bis zum Meer gehen. Dort gibt es einen Sunset Punkt und eine Stelle, an der 3 Meere zusammenkommen. Das Chinesische Meer, der Indische Ozean und der Golf von Bengalen. Großes Interesse hatte ich am Tempel.
Die Göttin Kanya Kumari wird hier in der Form eines jungfräulichen Mädchens als shakti, die Kundalini Kraft, verehrt. Ich lese gerade, dass Verehrern die Tränen in die Augen kommen. Auch mir ist es so gegangen. Als ich das Heiligtum gesehen habe, sind die Tränen aufgestiegen. Auch Ramakrishna und Vivekananda kamen 1892 hierher um den Segen von ihr zu empfangen. Kanya Kumari wird im Ramayana und Mahabharata erwähnt.
Nachdem ich die Sonne zu ihrem Untergang verabschiedet habe schloss ich mich der Menge von Leuten an, die in Richtung Tempel gingen. Hier ist ein riesiger Jahrmarkt. Überall stehen Standln, alles kann man kaufen. Viele hundert Leute sind hier unterwegs. Bisher habe ich noch keine Westler gesehen. Ich schaute mir die Wellen an. Da kam eine Frau zu mir und zeigte mir ihre Haarspangen, die sie zum Verkaufen hatte. Sie sprach nicht, sie deutete die Dinge an. Trotzdem konnten wir uns ganz gut unterhalten. Sie gab mir zu verstehe, dass sie diese Haarspangen nicht verkaufen kann. Ich gab ihr 100 Rupien. Nach einiger Zeit kam sie wieder und stellte sich nur neben mich. Irgendwann begriff ich, dass sie noch einmal 100 Rupien haben möchte. Ich gab sie ihr und sie verschwand. Dann machte ich mich weiter auf den Weg zum Tempel. Da so viele Leute dort hin unterwegs waren hatte sich schon eine lange Schlange gebildet. Plötzlich stand diese Frau wieder neben mir und brachte mir einen Kräuterkaffee. Sie gab mir auch eine kleine Nuss wie man sie für Ketten verwendet ein schenkte mir einen Hand Ring. Das war rührend. Sie bat um ein Foto und verschwand.
Der Tempel ist uralt. Im Hotel sagte man mir, dass er über 3000 Jahre alt ist. Er hat eine dicke Außen Mauer. Langsam ging es weiter. Im Tempel angekommen, mussten wir die Sandalen ablegen. Dann kam eine Stelle wo alle Taschen und sonstige Utensilien abzugeben waren. Und dann ging es hinein. Die vielen Menschen trennten sich in weiblich und männlich. Rechts die Frauen und links die Männer.
Die männlichen Verehrer der Göttin gingen mit nacktem Oberkörper hinein. Die ganze Zeit war lautes Geschnatter. Nach einer Tafel mit Silence wurde es leiser. Dann war das Heiligtum zu sehen. Ein kubischer Raum mit Säulen umgeben. Man merkte, dass es uralt ist. Mir kamen die Tränen, ich war tief berührt. Vor dem Eingang bekam man oranges Sandel Pulver in die Handfläche. In diesem Raum saßen einige, die meditierten. Ich sah keine Statue. Die göttliche Schwingung war gegenwärtig. Das orange Pulver schmierten die Leute auf die Säulen. Ich tat es auch. Dann ging es wieder hinaus, entlang einer riesigen Mauer.
Es war immer noch alles voll von Menschen. Ich suchte den Weg ins Hotel. Irgend wann nahm ich eine Rickshaw.
Hallo Hans, sehr schön, wie du da deinen “Alltag beschreibst und verwunderlich, wie du da mitfühlst in den alten Tempeln! Wünsch dir weiter gute Erlebnisse und Glück beim Weiterkommen! Waltraud