Ich möchte über ein Erlebnis berichten das ich in Edlitz 1997 hatte. Ich saß damals im Garten, es war Sommer und fühlte mich immer mehr in die Energie der Erde ein. Auf einmal nahm ich wahr, dass ich mich im Energiefeld der Erde befand. Alles war aus Licht, die Wurzeln, die Steine und die Lebewesen. Lichtströme flossen und in ihnen Energiekügelchen. Sie transportierten Lebenskräfte, sie tauchten in die Wurzeln ein, um sie mit neuer Energie aufzuladen. Ihre Bewegungen waren majestätisch, sich hingebend, ein wunderbarer Tanz. Immer mehr wurde ich hineingezogen in dieses Bewusstsein unsagbarer Stille, Weite und Lebendigkeit. Ich schaute, wie diese feinen Energiekügelchen in die Wurzeln eintauchten, ihre Energie abgraben und wieder herauskamen, in Energieströme eintauchten, um sich wieder aufzuladen. Das war alles wie ein Spiel, voller Freiheit und Fröhlichkeit und doch war da ein ganz tiefes Verstehen. Ich wurde immer mehr hineingezogen in diese Atmosphäre. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus. In welch ein Reich hinter unserer Erde, voller Licht und Leben und voller Energie bin ich da eingetaucht. Allmählich merkte ich dass ich begann mich aufzulösen, in diesem Bewusstsein der Erde. Mir kamen Gedanken ob ich das will. Ich wusste, wenn ich mich dort weiter hin gebe, dass ich dann kein normales Leben mehr führen kann, so wie ich es bisher lebte. Jeder Schritt auf der Erde würde mich bis ins Herz hinein schmerzen. Mit einer soweit gesteigerten Feinfühligkeit ist kein äußeres Leben möglich. Eine Entscheidung war nötig. Das Leben jetzt schien mir zu wertvoll, so entschloss ich mich für das Leben, wie ich es bisher geführt habe und nahm mich wieder heraus aus dieser inneren Verbindung und schaute wieder auf die Wiese, auf das Gras und die Blumen und unsere schöne Erde.
Dieses Erlebnis ist nicht zu beschreiben, es ist ein unmittelbares Wahrnehmen in dem wir selber dieses Bewusstsein sind. Dieses Erlebnis hat mir zu verstehen gegeben, dass wir nur in der äußeren Welt leben können. Wir können Verbindung haben mit dem Bewusstsein der Erde, wir können es aber nicht sein. Vielleicht ist es möglich immer wieder eintauchen zu können, bis jetzt habe ich es jedoch nicht mehr erfahren.
Hans, zu Deiner Anmerkung am Schluss Deiner Beschreibung:
“Wir können Verbindung haben mit dem Bewusstsein der Erde, wir können es aber nicht sein. Vielleicht ist es möglich immer wieder eintauchen zu können, bis jetzt habe ich es jedoch nicht mehr erfahren.”
Nach Ramana geht es auf dem geistigen Pfad nicht um Erlebnisse, bei denen das erlebende Subjekt etwas Objektives, also als Objekt, erlebt. Im advaita existiert nur ein Bewusstsein. Betonung auf ‘ein’. Demnach ist Bewusstsein kein Objekt. Wir können es nur sein, zumal Sein und Bewusstsein ident sind und außer unserem ungeteilten Bewusstsein nichts existiert. Insofern ist die Aussage “Verbindung mit dem Bewusstsein” nicht ganz richtig. 🙂
Zum oberen Kommentar möchte ich noch hinzufügen, was ich aus der Lehre Ramanas verstanden habe:
Wie großartig und wunderbar unsere Visionen auch (gewesen) sein mögen, wir sollten damit nicht zufrieden sein.
Denn Visionen und erhebende, sogar auch ekstatische Erlebnisse kommen und gehen. Vielmehr sollen wir weiter in uns nachforschen wem diese Vision erschienen ist. So bemerken wir dass es das erfahrende Bewusstsein gewesen ist. Und das ist immer noch unser kleines begrenztes ich, das unser wahres Wesen, das allumfassende nonduale anfanglose, endlose, ungeteilte ‘Ich bin’ überlagert. Es liegt auf der Hand dass wir dazu bestimmt sind, unser individuelles ich, der realen Substanz unterzuordnen. So führt uns selbst das majestätischste Gotteserlebnis nicht zum Ziel, solange wir nicht unser eigenes unbegrenztes Sein erkannt haben und – wie ein Eisberg im Meer – im ungeteilten Bewusstsein aufgegangen sind.
Hans, Du hast hier ein sehr schönes Erlebnis beschrieben.
Nach der Lehre Ramanas kommt der Ausdruck in Worten Sanskrit “aham aham” oder Tamil “nan nan”, in Englisch “I am I” der letzten Wahrheit über uns selbst am nächsten. Nicht die Worte selbst sind dabei wichtig sondern die Wahrheit die durch diese Worte enthüllt wird, nämlich dass wir nichts anderes als wir selbst sind, das ist sat-cit, das fundamentale Bewusstsein (cit) unserer eigenen Existenz (sat), welche das ist was immer in uns scheint als ‘I am’.
Ramana hat es auch mit den Worten ‘tane tan’ ausgedrückt: ‘oneself alone is oneself’. Das heißt, wir selbst sind die einzige Realität. ‘I alone am I’ impliziert “that awareness of ourself as ourself alone is itself the reality, because nothing other than ourself actually exists”.
Aus einem Artikel von Michael James:
…In this second verse of Āṉma-Viddai, after concluding the first sentence by saying that if we go within investigating ourself, thought will cease and in the cave of our heart ātma-jñāna (awareness of ourself as we actually are) will shine spontaneously as ‘I am I’, in the second sentence Bhagavan says ‘இதுவே மோனமே, ஏக வானமே, இன்ப தானமே’ (iduvē mōṉamē, ēka vāṉamē, iṉba-tāṉamē), ‘This alone is silence, the one space, the abode of bliss’. That is, ātma-jñāna, which is awareness of ourself as we actually are, namely as ‘I am I’, is our real nature, so it alone will remain when we investigate ourself so keenly that ego is eradicated and along with it all other thoughts cease forever. Therefore, since nothing other than ātma-jñāna, the pure awareness ‘I am I’, will then exist, it is infinite and eternal silence (mauna), the silence of pure being. It is also ‘the one space’ (ēka vāṉam), because it is ‘one only without a second’ (ēkam ēva advitīyam), and is therefore the infinite and empty space of pure awareness. Not only is it மோனமே (mōṉamē), the silence of pure being (sat), and ஏக வானமே (ēka vāṉamē), the one space of pure awareness (cit), but also the place of pure happiness (ānanda), so he concludes this verse by saying that it is இன்ப தானமே (iṉba-tāṉamē), ‘the place [or abode] of bliss’.
In other words, our real nature (ātma-svarūpa), which is what shines eternally as ‘I am I’, is pure being-awareness-happiness (sat-cit-ānanda), which is beginningless (anādi), infinite (ananta) and undivided (akhaṇḍa), as he says in verse 28 of Upadēśa Undiyār:
[…Tamil words…]
Explanatory paraphrase: If one knows what the nature of oneself is, then [what will remain existing and shining is only] anādi [beginningless], ananta [endless, limitless or infinite] and akhaṇḍa [unbroken, undivided or unfragmented] sat-cit-ānanda [existence-awareness-happiness].